Klaus Koppe
  Werner Boie
 

Werner Boie (1901 – 1978)

 


"Obwohl die Menschheit das Feuer als Segen oder Schrecken seit Jahrtausenden kennt, ist der physikalisch-chemische Vorgang der Verbrennung noch recht wenig wissenschaftlich durchdrungen". Dieses Zitat von Professor Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Werner Boie, langjähriger Direktor des Instituts für Wärmetechnik und Wärmewirtschaft (1950 bis 1967) unserer Universität, der am 26. September diesen Jahres 100 Jahre alt geworden wäre, ist in einer Abhandlung von 1957 zu den Aufgaben der Wissenschaft auf dem Gebiet der Dampferzeugung enthalten. In der Tat: Es war sein Verdienst, auf dem Gebiet der Verbrennung und Verbrennungsrechnung wissenschaftliche Grundlagen geschaffen und allgemeingültige, nicht auf einen bestimmten Brennstoff zugeschnittene Formeln und Diagramme entwickelt und veröffentlicht zu haben. Mit dem Buch Vom Brennstoff zum Rauchgas stellte Boie, ein anerkannter Fachmann der Wärme- und Kraftwerkstechnik, die Verbrennungsrechnung für Praktiker auf die Basis dimensionsloser, statistisch erfasster Kennwerte um, was ihm internationale Anerkennung brachte.

Der 1901 in Dresden Geborene war nach dem Studium und der Promotion bis zu seiner Berufung zunächst über viele Jahre in der Industrie als Projektant, Bauleiter und Betriebsleiter tätig. Aus dieser Zeit stammen solche hervorragenden Neuerungen wie die Einführung des ersten Strahlungsüberhitzers der Welt (1931) und der Bau des ersten hyperbolischen Kühlturms in Deutschland. Der seit 1946 vakante Lehrstuhl für Wärmetechnik und Wärmewirtschaft an der Fakultät Maschinenwesen der Technischen Hochschule Dresden, der seinen Ursprung in dem von Prof. Walther Pauer (1887-1971) geleiteten Lehrstuhl für Dampfkessel und Wärmewirtschaft hatte, wurde schließlich ab 01. April 1950 mit Werner Boie besetzt.

In seine 16jährige Tätigkeit als Hochschullehrer fallen die Forschungen zur Verbrennung im Allgemeinen und von salzhaltiger Rohbraunkohle im Besonderen, die Ausbildung von etwa 500 Absolventen und nahezu 100 Veröffentlichungen, darunter Beiträge für das Taschenbuch Maschinenbau und die Wärmetechnische Arbeitsmappe des VDI. Von 1959 bis 1961 war er Dekan der Fakultät Maschinenwesen. Auch die Planungen zur Wärmeversorgung der Universität stammen aus seiner Feder. Besondere Anerkennung wurde ihm 1968 durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde der TH Magdeburg zuteil.

Zwischenzeitlich liegen eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchen zur Verbrennung und zu deren Berechnung vor. Boie selbst hat 1968 anlässlich seiner Ehrenpromotion noch praktische Verbrennungsformeln für Erdgas vorgestellt, und erst kürzlich konnte ein Doktorand am Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten in seiner Promotionsschrift nachweisen, dass sich die von Boie entwickelten Kennziffern für feste Brennstoffe auch auf Abfallstoffe anwenden lassen.

Boie verstarb nach kurzer Krankheit am 6. Oktober 1978 in Dresden. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Alten Annenfriedhof der Stadt.



Eine gebührende Reflektierung seiner Leistungen und eine Würdigung seines 100. Geburtstages erfolgte zum internationalen XXXIII. Kraftwerkstechnischen Kolloquium in Dresden, 23./24.10.2001, im Rahmen eines Plenarvortrages seines Schülers Prof. A. Sturm Von der Kennziffer zum Wissensmanagement.

http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_

maschinenwesen/geschichte/werner_boie




Pressemitteilung


Professor Dr.-Ing. Dr.-Ing.
E.h. Werner Boie (1901–1978), Direktor des Instituts für Wärmetechnik und Wärmewirtschaft von 1950 bis 1967 und Dekan der Fakultät Maschinenwesen (1959 bis 1961) unserer Universität, ein international anerkannter Fachmann der Wärme- und Kraftwerkstechnik, erfuhr vergangenem Monat anlässlich seines 30. Todestages postum eine weitere Ehrung: Im Industrie- und Gewerbepark Espenhain bei Leipzig, dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Espenhain, wurde nach vorläufigem Abschluss der Erschließungsarbeiten eine Straße nach ihm benannt. Damit werden die Verdienste von Boie als Pionier der Kraftwerkstechnik und sein spezielles Wirken am Standort Espenhain gewürdigt. Seine drei Töchter und zwei seiner ehemaligen Mitarbeiter nahmen an diesem Festakt teil. Der frühere Chef der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) Rudolf Lehmann würdigte im Beisein des Präsidenten der Landesdirektion Leipzig, Walter Christian Steinbach, des Landrates des Kreises Leipzig Gerhard Gey und des Espenhainer Bürgermeisters Jürgen Frisch die Leistungen von Boie. Espenhain I gehörte zu den modernsten Anlagen und war beispielsweise das größte von ihm als Gesamtheit bearbeitete Kraftwerksprojekt: vom Entwurf über die Bauleitung bis hin zur Betriebsleitung. „Espenhain hat er (nach seiner Berufung an die TH/TU Dresden) nie vergessen und den Kollegen des Kraftwerkes beratend zur Seite gestanden“, führte Lehmann aus. Der neue Anschluss des Gewerbegebietes an die Staatsstraße S48 heißt nun „Werner-Boie-Straße“.
 



Die Töchter von Werner Boie und der Bürgermeister Espenhains Jürgen Frisch bei der Ehrung am 10.09.2008 (Foto: Gemeindeverwaltung Espenhain)

 

Karl Nöther/Klaus Koppe

ehemals Institut für Energietechnik, Fakultät Maschinenwesen

weiter INFO unter DUJ Seite 4

http://web-redaktion.tu-dresden.de/die_tu_dresden/verwaltung/dezernat_5/sachgebiet

_5_7/uj/bilder/pdf2008/UJ20-08.pdf

 
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